Sonntag, 11. Mai - Tag 1
Möge der Wind immer in deinem Rücken sein. und der Regen sanft auf deine Felder fallen. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.
(Irischer Reisesegen)
Heute beginnt unsere grosse „Norgetur25“. Seit 2 Jahren sind wir damit beschäftigt und seit einem halben Jahr intensiv an der Planung. Rund 6000 km mit Wohnmobil und Wohnwagen stehen uns bevor. Die Freude bei allen Mitreisenden ist gross.
Mit grosser Freude und einer gehörigen Portion Respekt gehe ich die Reise an.
Heute sind es rund 400 km bis auf den Campingplatz Rhönperle in Kothen in der Nähe von Fulda. Ich denke, dass ich knapp viereinhalb Stunden brauchen werde. Mal sehen was mich auf der Strasse erwartet. Wie geplant verabschiede ich mich um 10 Uhr von Annemarie und Merlin und fahre los. Einige Baustellenbereiche und leider auch Störungsmeldungen am Land Rover verzögern die Reise. Dennoch komme ich gut in Kothen an und nach dem Besuch der Reception wird mir auch ein Platz auf der Wiese zugeteilt. Gäste die nur eine Nacht bleiben stehen auf der Wiese und hängen nicht ab, lassen nur die Stützen runter und schliessen den Strom an. Kurz nach meiner Ankunft kommen auch Brigitta und Markus und können sich in die Nähe bei mir stellen. Wie auf jedem Platz hat es auch hier einen „Feldweibel“ und danach muss es gehen. Clarissa und Eugen werden auch noch hierher kommen und dann gehts zum Nachtessen. Anschliessend ist Bettruhe angesagt, denn der nächste Tag wird anstrengend.




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Montag, 12. Mai - Tag 2
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Auf der Herfahrt hatte ich drei Mal Aussetzer beim Land Rover. Zu Glück hatte ich mir auf Anraten von Patrick vom Autohaus Hörburger noch ein kleines Diagnosegerät gekauft - es hat sich bewährt. Ich konnte den Fahler zwar löschen und wieder normal fahren, wusste aber nicht wann er wieder in den „Notmodus“ fällt. Nachdem ich am heutigen Morgen mit der Garage telefoniert hatte und Patrick die Situation geschildert hatte gab es nur eine Lösung: Mit dem Defender zurückfahren nach Hause und den Evoque holen. Das habe ich dann auch gemacht und auf die Schnelle 800 km zurückgelegt. Aber besser so als ständig die Unsicherheit ob es funktioniert oder nicht. Meine Freunde sind heute weitergefahren nach Hasloh bei Hamburg und werden die Nacht auf dem Campingplatz „Tante Henni“ verbringen. Da die Landschaft hier sehr schön ist gibt es vielleicht noch ein paar Vollmondfotos. Mit den Vollmondfotos war es nichts, die Müdigkeit erreichte mich bevor der Mond aufging. Bevor ich ins Bett ging habe ich noch alles gepackt und doch noch ein paar Fotos gemacht. Vor dem Wohnwagen sieht der Evoque doch sehr klein aus (im Vergleich zum Defender) und ich fragte mich, ob er das wohl ziehen kann?




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Dienstag, 13. Mai - Tag 3
Heute wartet eine grosse Reise auf mich. Es sind bis Hirtshals ca 950 km und über 10 Stunden reine Fahrzeit. Aber die Freude, dass ich am Abend alle treffe ist grösser als der Verdruss über den „verpatzten Tag“. Alles war vorbereitet, als sich pünktlich um sieben Uhr die Schranke öffnete und ich losfahren konnte. Die Fahrt war sehr anstrengend, dauerte sie doch knapp über 13 Stunden. Ausser Pinkelpausen und tanken immer fahren. Gefühlt waren es mindestens 50 Baustellen oder anders gesagt, es war nur EINE Baustelle mit ein paar kleinen Unterbrüchen. Dennoch lief alles gut. Auch meine Freunde kamen nicht wie gewünscht vorwärts, aber das gehört offensichtlich dazu. Als ich hier ankam waren sie bereits auf einer kleinen Erkundungstour in der Umgebung. Der Hirtshals Camping ist sehr gut ausgerüstet und der Empfang sehr freundlich. Markus war der Erste hier. Sie wussten sofort Bescheid und zeigten die Plätze. Für mich erfreulich, dass der erste Campingplatz den ich reserviert habe auch funktioniert. Nachdem die Erkundungstour abgeschlossen war folgte die „offizielle“ Eröffnung der Reise. Jede teilnehmende Familie erhielt einen Topf Lustenauer Senf und mit einem Glas Gin haben wir auf eine erfolgreiche, friedliche, interessante Reise angestossen. Morgen um 8 Uhr fahren wir hier los zur Anlegestelle der Fjordline-Fähre und wenn sie dann 09 30 Uhr ablegt gehen wir frühstücken. So ist der Plan.




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Mittwoch, 14. Mai - Tag 4
Heute geht die Norgetur25 so richtig los. Wir fahren mit der Fähre von Hirtshals nach Kristiansand. Doch zuerst muss sie kommen. Wie ihr in der Galerie sehen könnt ist auf dem Campingplatz ein Pirat, der Ausschau hält. Prompt hat er die Fähre entdeckt. Wir fuhren mit der MS Stavangerfjord, ein Schiff das erst kürzlich auf Flüssiggas umgestellt wurde. Auch hier wird dem Umweltschutz möglichst Rechnung getragen. Fjordline bietet sehr viel. Kurz nach der Ausfahrt aus dem Hafen in Hirtshals wurde es Vreni übel und die Seekrankheit überfiel sie. Andreas kümmerte sich sehr um sie, während wir anderen das Buffet „plünderten“ und das Frühstück mit einem gehörigen Brunch einnahmen. Natürlich durfte ein Rundgang auf dem Schiff nicht fehlen. Die MS Stavangerfjord ist mit sehr schönen Kabinen ausgerüstet. Dies auch darum weil sie bis nach Stavanger und Bergen fährt. Die Reise Hirtshals - Bergen dauert 16 Stunden und 30 Minuten. Restaurant, Shops das „Commander Buffet“ und einige zusätzliche Verpflegungsmöglichkeiten verkürzen die knapp 4-stündige Überfahrt. Alles lief gut und kurz vor halb Zwei konnten wir auf die verschiedenen Decks zu den Fahrzeugen. Andreas, Eugen und ich fuhren direkt nach Mandal, während Markus die Küstenstrasse befuhr.
In Mandal auf dem Campingplatz: Topcamp Sjøsanden angekommen suchten wir unsere Plätze. Da es bessere Möglichkeiten gab suchten wir die Reception auf und das nette Fräulein gewährte uns gegen Aufpreis ein Upgrade. So nettes Personal gibt es selten und wir hoffen, dass wir auf unserer Reise noch mehr antreffen. Einchecken und die Bedienung der Barriere und der Türen geschieht alles über das Handy, es gibt aber auch noch die Karten (wie früher). Am Abend ein Abendsessen in Mandal bei herrlicher Aussicht.




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Donnerstag, 15. Mai - Tag 5
Beim gemeinsamen Frühstück - jeder nimmt seine Sachen (Tisch, Stuhl, was er essen will) selber mit und wir machen eine grosse Tafel. Dabei haben wir auch besprochen was wir heute machen können, möchten oder müssen. So besuchten wir heute Morgen den grössten Campingshop Norwegens: Kroken am anderen Ende von Kristiansand. Das nicht ganz freiwillig, denn der Fahrradständer von Markus hat die Fahrt bis hierhin nicht überlebt - er brauchte Ersatzteile. Und wie es so ist findet man noch dies und das, das auch noch praktisch ist. Für das Geschäft hat sich unser Besuch gelohnt. Anschliessend fuhren wir in das Zentrum von Kristiansand. Genauer gesagt ging es zum Kunstsilo beim Hafen. Aus einem alten ausrangierten Getreidesilo wurde ein Kunstraum geschaffen, der seinesgleichen sucht und auch schon ausgezeichnet wurde. Möglich wurde es auch durch den norwegischen Kunstsammler und Financier Nicolai Tangen, einem Bürger Kristiansands. Nebst der äusserst interessanten Baustruktur - es ist ein Erlebnis das zu erleben - sind die verschiedensten Ausstellungen beheimatet. Ganz besonders ist das Projekt von Marianne Heske, welche eine Hütte von 1687 zerlegte und in Paris wieder aufbaute und ausstellen konnte.
Nach einem Einkauf in Mandal erstellten Andreas, Eugen und Markus den heute erworbenen Windschutz und beim gemeinsamen Nachtessen liessen wir den ereignisreichen Tag Revue passieren.
Übrigens - fast hätte ich es vergessen - legte das Kreuzfahrtschiff MSC Virtuosa gleich nebenan an und eine grosse Menschenschar strömte in die Stadt.
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Freitag, 16. Mai - Tag 6
Das Wetter zeigt sich heute wieder von der besten Seite. Nach einem ausgedehnten gemeinsamen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Leuchtturm von Lindesnes - Lyndesnes fyr. Es ist der südlichste Leuchtturm Norwegens und hat eine sehr bewegte Geschichte. Zuerst wurden tonnenweise Holz und Kohle in offenen Körben verbannt, bis dann viel später die Elektrifizierung erfolgte. Das Baumaterial, Holz und die Kohle musste mit Schiffen auf dem Seeweg gebracht werden. Der Leuchtturm ist seit 1655 in Betrieb. Heute ist er immer noch bewohnt, funktioniert aber automatisch. Man kann auf den Turm steigen und hat eine wunderschöne Aussicht. Die Umgebung ist sehr gepflegt und es hat eine gute Infrastruktur mit Ausstellungen, Filmvorführungen, einem Shop und einem kleinen Ausschank und etwas Weniges zum Essen.
Auch hier ist das Palatia-Denkmal. Es erinnert daran, dass 1942 ein neuseeländischer Torpedobomber ein deutsches Frachtschiff versenkte. Leider hatte es keine Fracht sondern russische Kriegsgefangene an Bord.
Nach der Rückkehr und einer kleinen Pause habe ich noch eine kleine Runde in Mandal gemacht. In der Kürze die wir hier sind gibt es viele Eindrücke aber kein gesamtes Bild, so kann es gut sein, dass ich etwas Schönes verpasst habe. An drei Denkmälern bin ich vorbeigekommen. Beim Museum ist eine Statue von Egil Skallagrimsson, einem isländischen Erforscher der von 910 bis ca 990 gelebt hat. Er war Skalde, Häuptling und Wikinger. Das zweite Denkmal ist von Toralf Westermoen (1914-1986) - einem Bürger von Mandal. Er war Politiker, langjähriger Parlamentsabgeordneter, aber auch Ingenieur und Industrieller. Er war weltweit im Bootsbau tätig. Das dritte Denkmal ist für Amaldus Nielsen (1838-1932). Er war ein bekannter norwegischer Maler der viele stimmungsvolle Ölgemälde südnorwegischer Landschaft gemacht hat. Wenn es auch nur ein kleiner Rundgang war, konnte ich doch einige Eindrücke sammeln.









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Der Meteorologische Stein von Lindesnes fyr

varm stein
vat stein
hvit stein
ingen stein
- sol
- regn
- snø
- tåke
warmer Stein
nasser Stein
weisser Stein
kein Stein
- Sonne
- Regen
- Schnee
- Nebel
Samstag, 17. Mai - Tag 7
Heute ist der höchste Feiertag in Norwegen, der Tag der Verfassung. In Mandal begann der Tag um 7 Uhr mit drei Salutschüssen und anschliessend die Nationalhymne, gespielt durch das Musikkorps von Mandal. Um 09 15 Uhr begann der barnetoget - der Kinderumzug. Alle Kindergärten und Schulklassen ziehen durch die Strassen. Es ist sehr eindrücklich zu sein, mit welcher Freude die Kinder und auch die Erwachsenen sich angesprochen fühlen und mitmachen. Den ganzen Tag über gibt es Aktivitäten, am Nachmittag den Bürgerumzug und dann Konzerte und Auftritte bis am Abend.
Wir fuhren kurz vor Mittag weiter nach Egersund auf den Campingplatz NAF Steinsnes. Ein kleiner aber zweckmässig eingerichteter Platz. Hier bleiben wir zwei Nächte und können so auch noch die Stadt und die Umgebung erkunden.
Am Nachmittag rollten Andreas und Eugen mit den Bikes durch die Gegend, Clarissa, Brigitta, Markus und ich besuchten an der Atlantikküste das Stapnes Kystfort.
Auf der Webseite der Kommune Egersund steht zum Stapnes Kystfort folgendes:
Bereits im November 1940 hatten die Deutschen eine provisorische Armeebatterie in Stapnes stationiert. Im Jahr 1941 erwarben sie vier ältere norwegische 12-cm-Schiffsgeschütze, die sie in dem Gebiet installierten. Der norwegische Geheimdienst berichtet, dass im Oktober 1941 insgesamt 250 Deutsche in dieser Einrichtung stationiert waren, während etwa 150 Norweger mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt waren. Die Modernisierung und Wiederaufrüstung dauerten bis August 1943, als die Deutschen die Anlage als fertiggestellt betrachteten.
Die Briten behaupteten, dass das Fort Stapnes im Jahr 1944 über vier Küstenverteidigungskanonen (wahrscheinlich 12 cm), vier kleinere Flugabwehrkanonen, einen Kommandoturm mit Entfernungsmesser, Abhörgerät, Suchscheinwerfer, ein Maschinenhaus, ein Munitionsdepot, ein Gefängnis, ein Wachhaus mit Telefonanschlüssen, einen Laserhof, Kochbunker und Baracken für die Soldaten verfügte. Für jede gebaute Baracke wurden auch Schutzräume gebaut. Die Baracken waren klein und über das Gebiet verstreut, oft hinter Hügeln. Entlang der Küste gab es Stacheldrahtbarrieren sowie mehrere Schützengräben und Maschinengewehrstellungen. Um das Gebiet war ein Stacheldrahtzaun errichtet worden.
In der Gegend sind noch immer zahlreiche Spuren deutscher Aktivitäten zu finden, darunter eindrucksvolle Kanonenstellungen und mit grauem Stein verkleidete Betonbunker entlang der felsigen Küste.




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Sonntag, 18. Mai - Tag 8
Getreu dem Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, bin ich heute vor allen andern aufgestanden und habe eine Runde in Egersund gemacht. Alleine an so einem Ort zu sein ist auch sehr schön. Egersund hat eine „Valgkirke“ - eine Wahlkirche. Hier fand 1814 die 1. Runde der Reichtagswahl statt. Das war die erste nationale Wahl nach der Unabhängigkeit. Der Stadtplatz war noch verwaist aber vom gestrigen Fest nicht ganz sauber. Auch hier gibt es einige Denkmäler. Beim Kriegsdenkmal bei der Kirche wurde am gestrigen Nationalfeiertag ein Kranz niedergelegt. Es erinnert an die Gefallenen von Egersund und Eigersund.
Nach dem gemeinsamen Frühstück entschieden sich Eugen, Markus, Andreas und Vreni für eine Biketour. Brigitta ruhte aus und Clarissa und ich besuchten den Helleland kirkegård. Nach ca 15 Minuten fahrt kamen wir zu einer sehr schön gelegenen Anlage mit Kirche und Friedhof, eben die Helleland kirke und der Helleland kirkegård. Es hat viel Platz rundherum, viel grün und viel Ruhe. Hier zu sein macht nachdenklich, ist aber ein echter Genuss. Der Friedhof erlangte eine gewisse Berühmtheit, weil hier sieben „Airman“ der alliierten Streitkräfte begraben sind. Sie kamen am Abend des 19. November 1942 bei einem Flugzeugunglück hier in der Nähe ums Leben. Ihnen zu Ehren wurde am Nationalfeiertag ein Kranz niedergelegt.
Auf dem Rückweg nach Egersund besuchten wir noch die Sokkatjønn-Brücke, welche direkt neben der E39 ist. Ein Denkmal aus alter Strassenbauzeit.
Am Nachmittag besuchten Brigitta und ich die „Helleren-Häuser und das Jøssingfjord-Vitenmuseum. Die Helleren-Häuser sind unter einem Felsvorsprung gebaut. Seit Urzeit leben hier Menschen, bis weit ins 20. Jahrhundert. Kein fliessendes Wasser, kein Strom und kein Abwasser machten das Leben schwer. Dennoch lebten hier mehrere Generationen Menschen.
Ganz in der Nähe ist das Jøssingfjord-Vitenmuseum. Es dokumentiert auf eindrückliche Weise die Entstehung und das Leben in den Helleren-Häusern, beleuchtet aber auch die Geologie und den Abbau in der gesamten Gegend. Es gibt in dieser Gegend die verschiedensten Mineralien, aber auch Erze, Metalle und „seltenen Erden. Der Abbau ist eindrücklich dokumentiert. Auch hier hat der Zweite Weltkrieg seine Spuren hinterlassen. In der Nacht des 16. Februar 1940 enterte die britische HMS Cossack das deutsche Handelsschiff „Altmark“ im Jøssingfjord.
Dieses Museum ist eines der besten Museen, die ich jemals gesehen habe. Absolut lohnenswert hier vorbeizuschauen.




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