Montag, 16. Juni - Tag 37
Heute starten wir die sechste Reisewoche und den heutigen Tag kann man als Kulturtag bezeichnen. Sogndalsfjøra werden wir später noch besuchen. Am Morgen fuhr ich zuerst in den Nachbarort. Unterwegs sah ich „De Heilbergske Samlinger - Sogn Folkemuseum„. Das könnte ein Ziel für morgen Dienstag sein. Mein Ziel war in Kaupanger. Der Weg führte mich weiter zur Kaupanger Stavkirke. Sie hat eine Besonderheit denn sie ist als Witterungsschutz geteert. Auch ist Kirche und Friedhof mit einem hohen Hütezaun eingezäunt und verhindert so, dass die umhergrasenden Geissen nicht das beste Gras auf dem Friedhof fressen.
Pünktlich zurück machten wir uns dann gemeinsam auf nach Solvorn, um dort die Fähre nach Ornes zu nehmen. Solvorn ist ein wunderschöner traditioneller Ort, den wir aus Zeitgründen nicht länger besucht haben - aber sicher ein Besuch wert wäre. Unsere Autos liessen wir am Fährenkai und gingen zu Fuss. Unser Ziel war die Stabkirche zu Urnes. Nach etwa 1.5 km auf einen Hügel erreichten wir die Stavkirke Urnes und horchten wenig später den Ausführungen der Führerin. Diese Kirche wurde ca 1129/1130 gebaut, obwohl man annehmen kann, dass bereits um 800 dort eine Kirche stand. Sie wurde oft umgebaut und auch erweitert. Dennoch ist sie von den ursprünglich rund 1000 Stabkirchen die älteste der noch 28 erhaltenen Kirchen dieses Typs. Natürlich fehlt die Üppigkeit eines Domes oder einer romanischen oder gotischen Kirche, aber die Detailpflege in Holz ist bestechend. Nicht zuletzt deshalb ist sie auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Die Fahrt zurück mit der Fähre war wieder ein Erlebnis. Mit einer so kleinen Fähre sind wir noch nie gefahren. Obwohl der Fjord sehr ruhig war, kam es mir vor als wären wir in einer Nussschale.
Zurück auf dem Campingplatz gab es ein bisschen Ruhe bevor alle noch einkaufen mussten. Am Abend unternahmen Clarissa, Eugen und ich noch eine „Evening Cruise Fahrt“ von rund einer Stunde bis ans Ende des Barsnesfjorden. Der Matrose und unser Begleiter erklärte uns viel über die Gegend, unter anderem auch, dass dieser Fjord (ab der Brücke in Sogndalsfjøra) meist ab Ende November bis in den April gefroren ist und man Schlittschuhlaufen oder wandern kann. Ein gediegener Abschluss eines ereignisreichen Tages. Danke Clarissa und Eugen.




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Die dampfbetriebenen Schiffe haben dem Platz den Namen Dampskipskaien gegeben



Die dampfbetriebenen Schiffe haben dem Platz den Namen Dampskipskaien gegeben
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Dienstag, 17. Juni - Tag 38
Der Morgen begann regnerisch und es schien, als werde es der erste ganze Regentag auf unserer Reise. Aber dem war nicht so. Am Nachmittag hellte es auf und gegen Abend kam sogar noch die Sonne. So entschieden wir, einen Wohnwagen- und Bürotag zu machen und um die Mittagszeit ins Norsk Bremuseum - Gletschermuseum zu fahren. Da es dann doch nur noch rieselte fuhr ich nach Sogndal. Ich wollte schon noch ein paar Bilder des Ortes, der ja auch einen Campus der Hochschule Westnorwegen beherbergt. Auf dem Gelände der Universität ist der Henrik Krohn-Plassen. Er lebte von 1826-1879 einen grossen Teil in Sogndal und war Dichter, Bauer, Handelsmann und Fabrikeigentümer. Zum Thema Fabrik ist zu sagen, dass hier ganz in der Nähe die grösste Produktionsstätte der Firma Lerum ist. Sie Produziert Konfitüre und Säfte. Sogndal hat einen alten Ortskern in der Nähe des Hafens und ein sehr grosses Einkaufszentrum. Die neueren Häuser sind meist an den Hang gebaut. Auffällig ist ein Mann aus Stein welcher mit einer Fussfessel versehen auf einer Bank sitzt. Das ist ein Denkmal für den Meisterdieb und Ausbrecherkönig Gjest Baardsen (1791?-1849). 57 Gefängnisausbrüche sind verbrieft.
Ebenso interessant ist beim Campus der Wasserfall: Møllefossen. Er ist nicht hoch, aber das Wasser schiesst mit hoher Geschwindigkeit in den Fjord. Im Campus kann auch eine alte Stromturbine besichtigt werden. Wieder auf dem Rückweg halte ich nach der Loftesnes-Brücke und besuche einen Park mit der Kunstinstallation: Symbiose und dem Denkmal für die „Eidsvollsmenn frå
Der Nachmittag gehört dem Gletschermuseum, welches am 31. Mai 1991 von Königin Sonja eröffnet wurde. Es ist ein preisgekröntes, interaktives Museum mit einem wundervollen Film zu Beginn und dann die Geschichte der Gletscher und einer „Klimaausstellung“. Immer wieder kann man sehr gut dargestellt sehen sich Eis verhält, was es bewirkt und auslöst. Das Museum hat auch einen direkten Bezug, liegt es doch im Joistedalsbreen nasjonalpark mit dem Jostedalsgletscher als einen der grössten Gletscher Norwegens. Das Museum nicht anzuschauen wäre ein grosser Fehler.



Sehe nur ich den Menschen in der Skulptur?

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Mittwoch, 18. Juni - Tag 39
Heute brechen wir unsere Zelte hier auf dem schönen Campingplatz Kjørnes ab und fahren nach Flåm. So wie es sich gehört hat jeder ein bisschen eine andere Route gewählt. Die längste Strecke fuhren Andreas und Vreni. Eugen und Clarissa nahmen wie ich die Fähre von Manheller nach Fodnes aber dann trennten sich unsere die Wege. Währenddem ich den direkten Weg durch den Lærdalstunnel - mit knapp 25 km der längste Tunnel - nahm fuhren Eugen und Clarissa über die Aurlandsstrasse. Eine gebirgige Strasse mit sehr viel Charme und ganz viel reiner Natur. Sie haben mir die Fotos zur Verfügung gestellt. Markus und Brigitta kamen dann schlussendlich auch durch den Tunnel, um eine lange Warterei bei einer Baustelle zu umgehen. Wir haben mit Flåm Camping og Vandrarheim wieder einen schönen Platz, wenn auch die Sanitäranlagen recht weit entfernt sind.
Nachdem wir uns alle installiert hatten und die Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht hatten gingen wir noch nach Flåm, um Tickets für Freitag zu kaufen und die Abfahrt des Kreuzfahrtschiffe das wir in Hellesylt gesehen haben zu verfolgen. Am Abend geniessen wir ein traditionelles Raclette im Vorzelt von Eugen und Clarissa und falls es von Interesse ist, wir liessen uns weder vom Wind noch vom Regen abhalten.




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Donnerstag, 19. Juni - Tag 40
Den heutigen Tag verbrachte ich hauptsächlich mit Andreas und Vreni. Man kann ihn eigentlich in drei Teile unterteilen. Damit wir bessere Sicht haben durften wir den VW-Bus von Eugen nutzen und Andreas fuhr nach Aurlandsvangen und dann steil nach oben zum Aurlandsvangen View Point. Auch wenn das Wetter eher norwegisch war, hatten wir eine gute Sicht auf Flåm, den Aurlandsfjord und den Sognefjord. Heute war wieder ein Kreuzfahrtschiff im Ort. Danach ging es weiter zum Stegastein, einem Aussichtspunkt auf den Aurlandsvegen, auch Snøvegen genannt.
Mit der Strasse wird es jetzt etwas kompliziert. Eigentlich heisst sie Aurlandsvegen, wird aber auch Snøvegen genannt. Auf der Karte heisst sie Bjørgavegen und in der Liste der norwegischen Landschaftsrouten wird sie als Aurlandsfjellet beschrieben. Wenn man über den „Pass“ fährt hat man das Gefühl über den Julierpass zu fahren. Der Unterschied ist, dass wir hier auf 1308 m ü M sind. Schön anzusehen ist der Flotvatnet, ein See der mit einem Wasserfall gespiesen wird und das Gebiet Skålane, mehrere Alpgebäude. Auf der Abfahrt Richtung Lærdal gibt es noch verschiedene sehenswerte Orte. Hervorheben möchte ich die Kunstinstallation DEN (die Höhle) des amerikanischen Künstlers Mark Dion in Vedahaugane (der Bär).
An Lærdal vorbei führt uns der Weg zur Stabkirche Borgund. Bei unserer Ankunft war die Kirche und das Gelände noch gesperrt, da in der neuen Kirche eine Beerdigung stattfand. So verpflegten wir im Café und besichtigten das Museum eh der Weg zur Kirche freigegeben wurde. Die Stabkirche ist eine sogenannte 14-Mast-Kirche und hat mit ihrer Grösse den Namen für eine der vier Bautypen gegeben. Die Altartafel stammt von 1654 und ist absolut beeindruckend. Für das Geläut wurde damals extra ein Glockenturm erstellt, der zum Witterungsschutz mit Brettern versehen wurde. Einmal mehr spürt man hier, dass sie vor über 800 Jahren einen absoluten Kraftort ausgewählt hatten.
Die Reise führte uns dann durch den Lærdaltunnel, mit 24,51 km der längste Strassentunnel der Welt zurück auf den Campingplatz.
Am Abend wurde ich noch von meinen Freunden mit einem kleinen Apéro, Geschenken und einem von Clarissa selbstgebackenem Kuchen überrascht. Ein erlebnisreicher Geburtstag fand einen sehr schönen und herzlichen Abschluss.




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Freitag, 20. Juni - Tag 41
Ich bin noch ein paar Fotos unseres Campingplatzes schuldig - was ich jetzt nachholen möchte. Am Mittwoch angekommen stellten wir fest, dass das Sanitärhaus recht weit weg ist. Am Donnerstag konnten wir feststellen, dass die neue Anlage fast fertig und die Toiletten und Duschen offen sind. Uns wurde ein Bereich zugeteilt, auf dem wir stellen durften wie wir wollten und so machten wir eine Wagenburg - so wie früher im Wilden Westen.
Bereits am Mittwochabend haben wir uns am Ticketschalter über die Möglichkeiten erkundigt. Das Wetter versprach gut zu sein und Eugen, Andreas und Markus wollten mit dem Rad eine rasante Abfahrt machen. Die Dame am Schalter war etwas ratlos bis sie begriff wer was will, aber schlussendlich klappte alles so wie gewollt. Darum steht heute eine Fahrt mit den Flåmsbana an. Zusammen mit Clarissa, Vreni und Brigitta habe ich ein Ticket Flåm - Myrdal - Flåm gelöst. Eugen, Andreas und Markus fahren noch ein paar Stationen mit der Bergensbahn, um dann mit den Fahrrädern nach Flåm zu brettern. Die Flåmsbana wurde nach 17-jähriger Bauzeit im Jahr 1940 eröffnet und verband den ganzjährig befahrbaren Sognefjord am Bahnhof Myrdal mit der Bergensbanen, also Bergen und Oslo. Die 20,2 km lange Bahn fährt durch 20 Tunnel (oft von Hand herausgehauen) und nur einer Brücke. Dafür werden durch 4 Gewässertunnel die Wassermassen geleitet. Hauptattraktion ist der Kjosfossen, eine der 7 Haltestellen. Die steilste Normalspurbahn Nord-Europas ist eine Touristenattraktion sondergleichen, auch weil sie den Strom im eigenen Kraftwerk des Kjosfossen selber herstellt. Sie fährt mehrmals täglich und ist meistens ausgebucht.
Die Bilder, die ich von unseren Bikern erhalten habe möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.




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Samstag, 21. Juni - Tag 42
Heute Morgen wurde ich um halb sechs Uhr von einem Sonnenstrahl auf meinem Gesicht geweckt. Schönes Wetter war angesagt und sehr schönes Wetter war es auch. Der Erste der loszog war Andreas. Er wollte es nochmals mit Fischen versuchen - leider erfolglos aber dennoch ein schönes Erlebnis. Ich nutzte etwas später die Morgenstunde um nochmals zum Stegastein zu fahren, einfach diesmal mit Sonne. Bei meiner Ankunft waren fast keine Touristen unterwegs - es war zu früh. So konnte ich es in vollen Zügen geniessen und flog auch noch mit der Drohne.
Zurück auf dem Campingplatz genossen Alle die Sonne und sassen draussen auf den Stühlen am „sünnele“. So schmiedeten wir den Schlachtplan für heute Nachmittag. Markus und Brigitta machten einen Ruhetag, Eugen, Clarissa, Andreas und Vreni zog es mit dem Fahrrad dem Fjord entlang nach Aurland und ich fuhr zum Dorfkern von Flåm und ins Hafengebiet zum Bahnmuseum. Der eigentliche Ortskern ist etwas hinten im Tal, wo es etwas breiter ist. Landwirtschaftsbetriebe prägen das Bild. Für Per Sivle, einem in Flåm geborenen Schriftsteller wurde ein Denkmal errichtet. Die Kirche aus dem Jahr 1667 ist sehr speziell bemalen. 1880 baute Christen Fretheim das erste Hotel um die stetig grösser werdende Anzahl von „Fischertouristen“ zu beherbergen. Ansonsten ist das Gebiet um den Hafen fast nur touristisch ausgerichtet.
Am Abend gibt es dann eine „Grillätä“, so dass wir das schöne Wetter nutzen.




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Sonntag, 22. Juni - Tag 43
Eugen, Clarissa und Markus und Brigitta fahren direkt nach Oslo; Andreas, Vreni und ich fahren nach Ål. Die Strecke bis Ål ist für alle gleich:
Flåm - Aurland - Vassbygdi - Myrland - Hagafoss - Ål. Sie führt uns auf der Rv50 dem Vassbygdevatnet entlang und durch den gleichnamigen Tunnel. Dieser befindet im „Umbau“. Nachts wird gearbeitet und tags ist er offen, hat aber keinen Belag. Dementsprechend sah der Wohnwagen dann auch aus. In Steine, beim ersten Kraftwerk biegt die Strasse ab und beginnt zu steigen. Mit 9% Steigung windet sich die Strasse durch Tunnels, teils eng und einspurig hoch bis zur „Grenze“ zwischen dem fylke Vestland und dem fylke Buskerud. Der Blick vom Hagatunnel nach unten ist atemberaubend, wenn man auch nur einen kurzen Blick zwischen den Bäumen hindurch erhaschen kann. Wir fahren an den Aurlandkraftwerken II und III vorbei, von einem Speichersee zum nächsten. In der Kommune Aurland gibt es 5 Kraftwerke, 11 Staudämme und 37 Gebirgsseen sind eingebunden. Rücksicht nehmen muss man auf die vielen Schafe, die frei weiden und oft auf der etwas wärmenden Strasse liegen und die Autofahrer verdutzt anschauen. Die Strasse führt dann hinunter nach Hol und in Hagafoss zweigt sie ab, entweder nach Geilo oder wie für uns nach Ål. Dort checken wir auf dem Campingplatz ein und beziehen unsere Plätze. Nach kurzer Pause fahren Andreas, Vreni und ich nach Geilo, wo wir nochmals Christof und seine Freundin für einen Kaffee treffen. Diesmal ist auch seine älteste Tochter dabei. Unterdessen hat es zu regnen begonnen. Danach fahren wir zurück nach Ål und stellen freudig fest, dass die Reinigung des Wohnwagens von „Höchster Hand“ übernommen wurde. Nach einem gemeinsamen Nachtessen, ich bin bei Vreni und Andreas eingeladen geht es zurück in den Wohnwagen und ich bereite mich für die nächsten Tage in Oslo vor. Somit endet die sechste Reisewoche und ich hoffe ihr seid nächste Woche auch wieder dabei.




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